Bei „In den Straßen von San Francisco“ ist das glücklicherweise anders. Daredevils Identität ist ja schon seit Jahren ein offenes Geheimnis, das Matt Murdock mal mehr, mal weniger gut vertuschen konnte. Nun jedoch geht er offen mit seinem Vigilantentum um, und hat sogar mit seiner Freundin, einer ehemaligen Staatsanwältin, in San Francisco eine Kanzlei aufgemacht, und New York den Rücken gekehrt. An der Westküste geht man offener mit ihm um, und nicht wenige Klienten wollen seine Dienste, eben weil er Daredevil ist.
Natürlich ist Kalifornien auch nicht frei von Verbrechen, und so trifft er einige alte Bekannte wieder wie Owl oder den Purple Man, die mal in einem, mal in mehreren Heften verarztet werden. Das Ganze ist sehr dynamisch und humorvoll erzählt, weit entfernt von seinen persönlichen Katastrophen wie z.B. Shadowland. Nur einen stört der neue Held in der Stadt: den ebenfalls blinden Kostümierten namens Shroud, der Frisco als sein Zuständigkeitsgebiet betrachtet.
Fazit
Mark Waid, der sich als Autor für den Großteil der Hefte verantwortlich zeichnet, wandert auf dem schmalen Grad zwischen Neuleserfreundlichkeit und alter Continuity, was ihm aber erstaunlich gut gelingt. Informationen, etwa zum sozialen Umfeld von Matt Murdock, werden geschickt in die Handlung verwoben, so daß erst gar keine Fragen auftauchen. Auch die alten Feindschaften werden in den Kontext eingewoben.
Das neue Szenario in San Francisco wird glaubhaft dargestellt, etwa den Mangel an Häuserschluchten, die in New York ja das schnelle Schwingen und Vorwärtskommen von vielen Metas ermöglichen. Apropos Darstellung: die leicht cartoonige, sehr bunte Optik der Serie wird konsequent von den vielen beteiligten Zeichner wie Peter Krause, Chris Samnee oder Javier Rodriguez durchgezogen, was visuell das genaue Gegenteil des damals sehr dunkel gehaltenen Runs von Alex Maleev ist. Letzterer ist in Ausgabe 12 übrigens auch enthalten, ebenso wie Autor Brian Michael Bendis, die in Ausgabe 12, dem Jubiläumsheft zu 50 Jahre Daredevil, enthalten sind. Auch diese Ausgabe hat natürlich etwas besonderes. Es werden verschiedene (fiktive?) Zukunftsszenarien gezeigt, wo Matt Murdock z.B. einen Sohn hat.
Insgesamt ein sehr guter Band, bei dem auch Leser zugreifen können, die Daredevil bislang nur von der Netflixserie kennen.
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